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Kappazunder – virtuelles Abbild der Stadt

Mit dem digitalen Bild-Datendienst wird das Stadtgebiet dreidimensional dargestellt. Arbeitsprozesse in der Stadtverwaltung können damit effizienter gestaltet werden.

Vermessungsfahrzeug vor dem Schloss Schönbrunn

Die Vermessungs-Fahrzeuge sind mit moderner „Mobile Mapping“-Technologie ausgestattet. © Cyclomedia

Der Kappazunder stellt dreidimensionale Daten des gesamten Wiener Stadtgebiets in einer plattformunabhängigen Web-Applikation benutzerfreundlich dar. Dabei wird ein virtuelles Abbild der Stadt aus mehreren Millionen hochauflösenden Bildern und Punktwolken aus einem Laserscan zusammengesetzt.

Erstellt wurden die Bilder und Punktwolken durch Vermessungs-Autos, die wochenlang die Stadt systematisch durchquerten. Die Fahrzeuge sind mit modernster Vermessungstechnologie ausgestattet und erlauben die präzise fotografische Erfassung der Umgebung mit 250 Megapixel Auflösung. Zusätzlich wird die Umgebung mit einem Laserscanning System mit Laserlicht abgetastet, und liefert so eine Punktwolke mit Millionen Messpunkten. Die Vermessungs-Autos erfassten rund 4.600 Kilometer des Wiener Straßennetzes. Sie sammelten dabei über 100 Terabyte an Daten. Diese Daten wurden exakt georeferenziert, anonymisiert und den Dienststellen des Magistrats der Stadt Wien im Kappazunder zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden die Daten in einer offenen Datenschnittstelle Kappazunder abgelegt, und werden weiterführend als OGD Daten abgegeben.

Kappazunder Browseransicht und Anonymisierung

Ansicht der Kappazunder Oberfläche im Webbrowser: vollständige Anonymisierung der Daten (Unkenntlichmachung von Personen und Fahrzeugkennzeichen). © MA 41

Mitarbeiter*innen der Stadt Wien können Dank des Kappazunder-Projekts von ihrem Schreibtisch aus virtuell in das gesamte Stadtgebiet springen. Sie verschaffen sich so in Sekundenschnelle einen Überblick über Örtlichkeiten überall in der Stadt. Das erleichtert und beschleunigt ihre Arbeit enorm.

Der Name ist übrigens ein Wortspiel aus dem photogrammetrischen Drehwinkel Kappa und dem wienerischen Begriff „Kapazunder“, was Koryphäe bedeutet.

Gerade in Zeiten von Corona ist der Kappazunder ein besonders hilfreiches Tool um Anwesenheit vor Ort zu reduzieren und Ortsaugenscheine und Ortsverhandlungen besser vorbereiten zu können.

Ulli Sima

„Ob Anfragen ans Stadtservice, Genehmigungsverfahren oder Planungen im Straßenbau – der digitale Lokalaugenschein  spart Zeit und Geld und macht Prozesse effektiver. Davon profitieren die Wienerinnen und Wiener und die Stadtverwaltung gleichermaßen – ein gutes Beispiel dafür, wie Digitalisierung das Leben der Wienerinnen und Wiener verbessern kann.“ 

– Ulli Sima, Digitalisierungsstadträtin

Viele Anwendungsgebiete

Aktuell nutzen rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 76 Dienststellen den Kappazunder für unterschiedliche Anwendungen.

Einige Beispiele:

  • Mitarbeiter*innen des Stadtservice Wien benützen den Kappazunder, um zu Anliegen von Bürger*innen schnell und einfach ein erstes Bild der Situation vor Ort zu erhalten.
  • Die Abteilung Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten (MA 46) verwendet den Bilddatendienst, um Gehsteigbreiten oder Durchfahrtshöhen im Zuge von Genehmigungsverfahren für Objekte im öffentlichen Raum abzulesen.
  • Die Abteilung Straßenverwaltung und Straßenbau (MA28) erfasst Bodenmarkierungen und Verkehrszeichen oder macht sich ein Bild vom Zustand einzelner Straßenabschnitte, um Ausmaß und Aufwand durchzuführender Arbeiten jederzeit und kurzfristig abzuschätzen.
  • Der Kappazunder ist aber auch ein nützliches Hilfsmittel bei der Planung von Schwertransporten, die die Abteilung Brücken und Grundbau (MA29) beschäftigen.
  • Die Abteilung Architektur und Stadtgestaltung (MA 19) wiederum führt mit dem Kappazunder eine digitale Inventarisierung von Werbeträgern an öffentlichen Flächen durch.
  • Das preisgekrönte Projekt (World Summit Awards Austria 2019) „Wien gibt Raum“ nutzt die Daten des Kappazunders, um die Nutzung öffentlicher Flächen für Bürger*innen sowie für Unternehmen deutlich zu vereinfachen.

Die Ziele von Kappazunder

Einfache Anwendung

Dank Kappazunder können Arbeitsprozesse in der Stadtverwaltung effizienter gestaltet werden. Vom Bürotisch aus können Objekte digitalisiert und neue, hochpräzise Geodaten erfasst und nachgeführt werden.

Spart Zeit und Geld

Die Möglichkeit, haargenaue Abmessungen von öffentlichen Flächen direkt am Bildschirm durchführen zu können, ist im Vergleich zu anderen Methoden sehr vorteilhaft und spart Ressourcen.

Potenzial für die Zukunft

Die Mitarbeiter*innen der Stadt Wien arbeiten derzeit im Rahmen des dienststellenübergreifenden Pilotprojektes „KI-Kappazunder“ an der Entwicklung von weiteren nutzbringenden Anwendungsmöglichkeiten.

Erweiterter Nutzen

Durch die Abgabe der Daten als OGD Datensatz in der offenen Datenschnittstelle Kappazunder können die Geodaten für eine Vielzahl an Anwendungen und Applikationen verwendet werden.

Datenlieferant für das smarte Wien

Bei jährlich etwa 9.000 Ortsaugenscheinen und 13.400 Ortsverhandlungen der beteiligten Dienststellen ergibt sich hier ein sehr großes Einsparungspotential durch den Einsatz des Kappazunders. Darüber hinaus konnten bis dato mithilfe des Kappazunders mehr als 100.000 Objekte wie zum Beispiel Verkehrszeichen, Werbeelemente oder Bodenmarkierungen im öffentlichen Raum erfasst werden.

Die im Kappazunder enthaltenen Bilddaten und Punktwolken könnten mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) automatisch den Zustand von Verkehrszeichen oder Straßen bewerten. Durch eine rasche, akkurate Verortung können Entscheidungen, wann welche Straßenabschnitte saniert werden müssten, erleichtert werden. Aber auch klimagerechtes Bauen in Wien ließe sich mit Daten des Kappazunders unterstützen. Beschattungselemente können eine Überhitzung durch Sonneneinstrahlung im öffentlichen und privaten Raum mindern. Denkbar wäre hier zum Beispiel die virtuelle Identifikation geeigneter Stellen für Beschattungselemente im öffentlichen Raum durch den Kappazunder.

Die digitale Bestandsaufnahme mit dem Kappazunder spart nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit, die dann für die konkreten Anliegen der Bürger*innen verwendet werden kann. In Zukunft soll der Anwender*innen-Kreis deutlich erweitert werden, zum Beispiel auf Blaulichtorganisationen, Start-ups und wissenschaftliche Einrichtungen. Derzeit wird der Zugang zum Kappazunder auch für die breite Öffentlichkeit geprüft. Damit ist der multifunktionale Kappazunder als Datenlieferant ein zentraler Baustein für das smarte Wien von morgen, um das Stadtmanagement effizienter und das Bürger*innen-Service künftig noch besser zu machen.

Kappazunder Mitarbeiter bei Befahrung

Mitarbeiter bei der Erfassung von Bilddaten für die Vermessung im Projekt Wien gibt Raum. © PID / Christian Fürthner

Kappazunder Kamerasystem

Unterschiedliche Kamerasysteme am Dach der Vermessungs-Fahrzeuge erlauben präzise fotografische Erfassung der Umgebung. © Cyclomedia

Technische Details

Seit 2018 ist der Kappazunder der Wiener Stadtvermessung (MA 41) in der Wiener Stadtverwaltung im Einsatz. An Aktualität, Bildauflösung und Anwendungsgebieten sucht er weltweit seinesgleichen. Selbst Google Street View kann – was Auflösung, Aktualität und Anwendungsgebiete betrifft – nicht mit dem Kappazunder mithalten.

Das Hosting findet auf der lokalen IT Infrastruktur der Abteilung Wien Digital (MA 01) statt. Großes Augenmerk wurde auf eine plattformunabhängige und performante Bereitstellung der fertig aufbereiteten Mobile Mapping Daten gelegt. Der plattformunabhängige browserbasierte Viewer ermöglicht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrats einen komfortablen Zugriff auf zentral gelagerte Bilddaten. Eine offene Datenschnittstelle erlaubt die Abgabe der Daten für weitere Nutzungen wie zum Beispiel Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz oder Simulation.